Body Artist Jon John

In Gedenken an einen furchtlosen Künstler.

Wenn Jon John sagte, er sei ‚Body Artist‘, dann meinte er nicht die Werke, die er in seinen Tattoostudios auf fremde Haut zauberte, sondern Performance-Kunst, bei der er seinen Körper immer wieder an die Grenzen des für ihn Erträglichen brachte. An Haken aufhängen, einen Stab durch die Wangen schieben, Aderlass? Jon John schien furchtlos. Ich traf ihn in seinem Laden AKA in Berlin-Neukölln.

Im Kreise einer teilweise taubstummen Familie in Frankreich aufgewachsen, lernte Jon John früh, durch seinen Körper zu kommunizieren und machte dieses Können später zu seiner Kunst. Die Rituale fremder Kulturen und Religionen inspirierten ihn dazu. Um eine Message an das Publikum zu transportieren, brauche man keine Worte.

Jon Johns Kunst war echt, das Blut warm, die Schmerzen real. Jedes Mal brachte er seinen Körper an die Grenzen und – wenn es gut lief – seinen Geist in einen trance-ähnlichen Zustand. Einen Zustand, den er als schöner beschrieb als Burger, Drogen und Sex zusammen. Einen Zustand von Kraft, Energie und Erhabenheit.

Doch auf jedes Hoch folgt ein Tief. Jon John wusste nie, wie weit er gehen, wie lange er durchhalten und wie viel Zeit sein Körper brauchen würde, um sich zu erholen. Der Heilungsprozess gehörte zum ewigen Kreislauf seiner Kunst.

Jon John starb am 6. April 2017 an Krebs.

AKA Berlins Webseite AKA BERLIN
Jon Johns Webseite www.jonjohn.net
Kurzdoku über Jon John www.vimeo.com